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Europäische Raumfahrt

Vor der Entdeckung Amerikas gehörte Europa zu der „alten Welt“. Aus der Sicht der Raumfahrt trifft diese Bezeichnung erneut zu. Man scheint den Anschluss an die Weltspitze verloren zu haben, denn hier setzt man auf veraltete Technik ohne Wiederverwendung. Aber es gibt Hoffnung, denn auch in Europa scheint es derzeit ein Umdenken zu geben. Wir nehmen Dich mit in die europäische Raumfahrtpolitik und halten Dich auf dem neuesten Stand. 

Warum Europa keine eigenen Raumfahrtfähigkeiten hat

Im Jahr 1977 waren Europas Raumfahrtträume ehrgeizig. Zu gerne hätte man eigene Fähigkeiten  gehabt um in der bemannten Raumfahrt mit den „Großen der Raumfahrt“, also den USA und der Sowjetunion mitzuhalten. 

Hermes

Auf französische Initiative wurde eine kleine Raumfähre mit dem Namen „Hermes“ konzipiert, welche Europa die bemannte Raumfahrt ermöglichen sollte. Hermes sollte die Antwort auf das amerikanische Space Shuttle sein und ca. drei Milliarden Dollar kosten. Diese Kosten erhöhten sich jedoch bereits während der Planungsphase erheblich und dabei waren die Kosten für die Entwicklung der Trägerrakete „Ariane“ noch gar nicht beinhaltet.

Die Ariane5 wurde tatsächlich so konstruiert, dass sie dazu geeignet war, ein solches Shuttle in den Orbit zu bringen. Leider wurde Hermes in den 1990er Jahren aufgrund von hohen Budgetüberschreitungen eingestellt. 

Mit dem Fall des eisernen Vorhangs hatte Europa auf einmal auf russische Raumfahrtkapazitäten zu günstigen Preisen Zugriff, weshalb man das eigene Raketenprogramm vernachlässigte. Hermes wurde schließlich 1991 eingestellt. 

SUSIE – Smart Upper Stage for Innovative Exploration

SUSIE basierte auf den Planungen von Hermes und sollte eine kleine Raumkapsel sein, die auf der Schnauze der Ariane in den Orbit gebracht werden sollte. Zwar wurde eine kleines Muster-Modell gebaut, aber dieses wurde niemals in den Orbit gebracht. So blieb auch SUSIE nur ein Planungsprodukt und Europa weiterhin ohne eigene Möglichkeiten in der bemannten Raumfahrt. 

Private Raumfahrt in Europa

„Old Space“ hat in Europa bisher eher enttäuscht, weshalb die Hoffnungen vieler Raumfahrtbegeisterten auf den Newcomern liegt. So arbeitet Isar Aerospace an ihrem ersten Jungfernflug, welcher eventuell sogar schon dieses Jahr erfolgen soll. Und auch die Rocket Factory Augsburg arbeitet mit Hochdruck an ihrer RFA One. Und beide arbeiten bereits jetzt an größeren Triebwerken und Trägersystemen, so dass sie wahrscheinlich unsere beste Chance auf eigene, europäische, bemannte Raumfahrtfähigkeiten sind. Dafür wären jedoch mehr Ankeraufträge durch die ESA und andere, europäische Raumfahrtbehörden notwendig um die hohen Entwicklungskosten zu finanzieren. 

Die derzeitige Lage ist für Europa etwas peinlich, denn man ist entweder auf SpaceX und seine Dragon-Kapsel oder auf die russische Sojuz Kapsel angewiesen, wenn man Europäer ins All bringen möchte. Das kann nicht der Anspruch eines technologisch so fortschrittlichen Kontinents sein!

Die Zukunft der Europäischen Raumfahrt

Mit der „Agenda 2025“ hat die ESA eine Vision für die europäische Raumfahrt gezeichnet, mit der sie die europäische Raumfahrt auf eine neue Ebene heben möchte. Dabei könnten die beiden süddeutschen Raketen-Startups eine gute Möglichkeit sein, ohne viel Bürokratismus  einen europäischen Zugang zum All zu schaffen, auch für bemannte Missionen. 

Europa hat mit dem ESM bei der Artemis Mission eine wichtige Rolle übernommen, aber mit eigenen Kapazitäten könnten eigene Missionen entwickelt und realisiert werden. 

Mit der „Agenda 2025“ plant die ESA den Weltraum für Sicherheit und Schutz zu nutzen, dabei Weltraumverkehrsmanagement zu betreiben und Weltraumschrott zu beseitigen. 

Neue Trägersysteme wie die Ariane6 und VegaC sollen bereits relativ kurzfristig einen europäischen Zugang zum All sichern und die europäische Raumfahrt zurück an die Spitze bringen. 

Auch wenn der von politischen Entscheidungen, technologischen Innovationen, der Zusammenarbeit zwischen der ESA, der EU sowie nationalen Agenturen geprägte Weg steinig ist, so hat Europa große Möglichkeiten zukünftig wieder eine entscheidende Rolle in der Raumfahrt zu spielen. 

Lasst es uns anpacken!